Insbesondere die Einzelhändler mussten auf die Pandemie der Jahre 2020 und 2021 und die damit einhergehenden Einschränkungen reagieren und neue Wege finden, mit Kunden in Kontakt zu bleiben und ihre Produkte anbieten zu können. Wir haben uns in Ellwangen umgehört.
Jutta Scheiger, OK.go
„Wir waren mit dem Jahr 2020 am Ende doch ganz zufrieden – es hätte schlimmer kommen können. Der Reiseverkehr ist – mit wenigen Ausnahmen über den Sommer und Herbst – komplett zum Erliegen gekommen. Doch mit dem Linien- und Schülerverkehr, unserem Hauptstandbein, konnten wir mit wenigen Ausnahmen normal weiterfahren. Der StadtBus innerhalb von Ellwangen und der abendliche StadtLandBus im östlichen Ostalbkreis sind glücklicherweise vom Lockdown nicht betroffen.
Im Linienverkehr werden wir uns in Zukunft noch kundenorientierter positionieren – moderne Mobilität ist ein absolutes Zukunftsthema. Hier sehen wir uns als Mobilitätsdienstleister natürlich sehr gut aufgestellt. Im Reiseverkehr tasten wir uns vorsichtig an das Mögliche heran. Wir spüren eine immense Reiselust bei den Menschen.
Besonders positiv haben wir das gute Miteinander im Unternehmen wahrgenommen. Jeder hat gespürt, was wirklich wichtig ist, im Privaten und im Geschäftlichen. Das wird uns auch nach Corona bleiben. Davon sind wir überzeugt und dafür werden wir uns einsetzen.
Wir haben das Vertrauen, dass die Politik im Bund und Land um die Bedeutung der privaten Wirtschaft weiß und mit uns und für uns in und nach der Coronakrise kämpfen wird. Wir wünschen uns für die Zukunft, dass die existenziellen Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sehr schnell und sehr engagiert angegangen werden.“
Rainer Horlacher, Ellwanger Hemdenhaus
„Unser Blick richtet sich nur nach vorne. In der Krise haben wir uns digital nochmals stärker aufgestellt, obwohl wir in diesem Bereich schon sehr gut unterwegs waren. Es passt auch zum Generationenwechsel in der Geschäftsführung, dass sich mein Sohn Alexander Horlacher intensiv darum kümmert, wie man Kunden über die Printmedien hinaus erreichen kann, wobei wir hier vor allem an das jüngere Klientel denken.
In unserem hierfür eingerichteten Studio werden Fotos und Videos erstellt, und die Waren werden dann auf den unterschiedlichsten Social-Media-Kanälen wie Youtube, Facebook oder Instagram präsentiert. Unsere Kunden können sich die Waren in aller Ruhe online anschauen und bestellen. Sie können sie dann entweder bei uns abholen oder bekommen sie zugeschickt. Corona hat die Digitalisierung beschleunigt und es ist auf jeden Fall positiv, dass wir unsere Kunden über eine breiter aufgestellte Palette an Medien erreichen können.“
Susanne Abele, abele ambiente
„Auch für uns war es ein herausforderndes Jahr, in dem man Flexibilität, Durchhaltevermögen und Kreativität sowie Offenheit für Neues beweisen musste. Wichtig war für uns, dass wir mit unseren Kunden in Kontakt geblieben sind und für manches neue Wege gefunden haben.
Unsere Bereiche teilen sich auf in Einrichtungsplanung, Handwerk und natürlich den Verkauf im Ladengeschäft. Die Planung hinter den Kulissen konnte entsprechend weitergeführt werden. Es gab mehr Telefonie, mehr digitale Abstimmungen – dennoch haben wir festgestellt, dass die individuelle und persönliche Beratung nach wie vor viel Wert ist und schwer ersetzt werden kann. Textilien muss man fühlen und Farben muss man sehen. Für unser Ladengeschäft haben wir einen Liefer- und Abholdienst angeboten sowie auf Instagram unsere Produkte vorgestellt, damit wir den Kontakt zum Kunden aufrechterhalten. Das Handwerk konnte unter den Hygiene-Auflagen zum Glück mehrheitlich weiterarbeiten.
Was uns in Zukunft noch mehr begleiten wird ist die verstärkte Kommunikation über Social Media. Hier sind wir nach wie vor sehr aktiv mit Neuigkeiten über Produkte, Projekte und was hinter den Kulissen passiert. Ebenso werden wir die telefonische Terminvereinbarung vorab beibehalten. Wir können so dem einzelnen Kunden mehr Aufmerksamkeit schenken und den bestmöglichen Service bieten.
Auch die Hygiene-Vorschriften konnten und können wir in Zukunft so problemlos einhalten.
Statt grenzenloser Mobilität wird unser Radius in diesen Zeiten eingeschränkt und verlagert sich ins Digitale. Das Zuhause wird zum Mittelpunkt des Lebens. Wir möchten unsere Kunden noch mehr für tolles Wohnen begeistern und sie mit kreativen Gestaltungslösungen für mehr Individualität unterstützen. Mit Dingen, deren Ästhetik uns gut tut.“
Dr. Richard Krombholz, Adler Apotheke
„Auch wir durchleben in dieser Pandemie turbulente Zeiten. Da wir systemrelevant sind und nicht schließen mussten, gab es diesbezüglich einige Herausforderungen, die wir aber im Team wirklich gut gemeistert haben. Als gleich zu Beginn keine Desinfektionsmittel mehr im freien Markt erhältlich waren, haben wir mit der Eigenherstellung begonnen, was unsere Kunden sehr begrüßt haben. Auch die Beschaffung größerer Mengen an Mund-Nasen-Schutz und zu Jahresbeginn die FFP2-Masken war nicht immer einfach. All dies haben wir neben der täglichen Arbeit gestemmt, was mich besonders freut.
Wir konnten zeigen, was wir wirklich im Stande sind zu leisten. Es ist schließlich unser Auftrag, die ehrenvolle Aufgabe, die Bevölkerung mit Arzneimitteln oder aktuell schützenden Produkten zu versorgen – vor Ort aber auch online. Auf der anderen Seite sind wir natürlich auch alle dankbar dafür, dass wir im Gegensatz zu anderen Branchen arbeiten dürfen!“
Martin Ilg, Co-Geschäftsführer Radsport Ilg OHG
„Als im März 2020 der erste Lockdown kam, waren wir natürlich sehr nervös, denn niemand wusste, was auf einen zukommt. Da wir lediglich die Werkstatt offen lassen durften, haben wir sofort unseren Online-Auftritt optimiert und hatten außerordentlich schnell eine sehr gute Resonanz. Als wir am 20. April wieder öffnen durften, haben uns unsere Kunden regelrecht überrannt – außer Laufen und Fahrradfahren konnte man in Deutschland ja kaum etwas unternehmen.
Zusätzlich haben viele Ellwanger Unternehmen begonnen, für ihre Mitarbeiter Fahrradleasing anzubieten. Die Nachfrage nach E-Bikes ist durch das Leasing nochmals gestiegen, sodass wir im vergangenen Sommer praktisch keine Fahrräder und E-Bikes mehr hatten und aufgrund der Bestellungen schon auf die Modelle des Jahres 2021 zurückgreifen mussten.
Die Nachfrage nach E-Bikes ist weiterhin extrem hoch. Ein Problem ist, dass die Zubehörteile, die meistens aus Fernost kommen, teilweise Lieferverzug haben und so in Deutschland nicht ausreichend Fahrräder und E-Bikes endmontiert werden können. Wer also dieses Jahr mit einem neuen Fahrzeug fahren möchte, sollte sich mit seiner Kaufentscheidung beeilen.“