Die Gestaltung der Daueranlagen und die naturnahe Umgestaltung der Jagst zur Landesgartenschau 2026 in Ellwangen sind definiert, das Planfeststellungsverfahren beim Landratsamt beantragt. Auch wenn die Prüfung noch Monate dauert, läuft bereits die Ausführungsplanung an.
Der Siegerentwurf des landschaftsarchitektonischen Wettbewerbs zur Landesgartenschau 2026 in Ellwangen vom Berliner Büro relais Landschaftsarchitekten begeistert vor allem dank der Idee der Ausbildung eines stadtnahen Landschaftsparks um den Schießwasen und mit einer guten Struktur in der Gestaltung der unterschiedlichen Nutzungsräume. Im Jahr 2021 wurde an Planungsdetails gefeilt und mit vielen Gutachten ein über 400 Seiten starker Antrag zum Planfeststellungsverfahren entwickelt. Die noch ausstehende Genehmigung durch das Landratsamt ist die Basis der Gestaltung der Dauer- anlagen, also der Raumgestaltung, die auch nach 2026 dauerhaft bleiben wird. „Daran haben viele Hände im vergangenen Jahr emsig und unter kooperativer Unterstützung durch das Landratsamt gearbeitet“, sagt Tobias de Haёn, der als Geschäftsführer der LGS Ellwangen 2026 GmbH die Bereiche „Planung und Bau“ verantwortet.
Unter dem Dreiklang „Natur erleben – spielen – erfahren“ sollen die Daueranlagen den Übergang von der naturbelassenen Jagstmäandrierung über die Aue mit Spielmöglichkeiten zum Stadtstrand, mit seinem direkten Zugang zum Wasser, mit Beachvolleyballfeldern, Wasserspiel und Riesen- schaukeln, hin zur Jagst und über den Brückenpark in die Stadt leiten. Auf dem Brückenpark soll ein Spiel- und Sportpark für alle Generationen entstehen, erläutert Lars Reineke, der bei relais Berlin die Projektleitung für die Ellwanger LGS hat, mit Skateanlage, Calisthenics-Anlage, Kletterwänden, Multifunktionsspielflächen für Ballsport, ruhigeren Tischtennis- und Schachbereichen sowie Sitzmöglichkeiten und Ruhezonen in den üppigen umrahmenden Vegetationsräumen.
So soll die naturnahe Umgestaltung der Jagst werden
„Das ist einer der besten Planentwürfe, die wir für Landesgartenschauen bisher gesehen haben“, sagt Eva de Haas, Leitende Technische Direktorin des Referats 53.1 beim Regierungspräsidium Stuttgart – dem Eigentümer der Jagst als Gewässer erster Ordnung – über die geplante naturnahe Umgestaltung der Jagst. Durch die volle Absenkung um 2,13 Meter durch den Rückbau des Stauwehrs am Mühlgraben bekomme man „die Jagst zum Fließen“.
Der Jagst fehle es an Dynamik: „Wir befreien den Fluss aus seinem Korsett“, sagt Lars Reineke. Durch den stark mit Ufersteinen verbauten, in einem weiten Bogen geführten Verlauf mit der Stauung durch das Mühlgrabenwehr wurde der Fluss durch den Menschen begradigt. Prall- und Gleithänge sollen künftig den Verlauf neu definieren und zugleich der Natur Raum geben: Die Jagst soll durch Hoch- und Niederwasserphasen ihr Flussbett selbst ausbilden können, eine eigene Struktur mit Flachwasserzonen und Kolken entwickeln. Beispielsweise auf Höhe Saverwang kann man eine Referenzstrecke begutachten, ober ähnliche Umgestaltungen an Brenz und Kocher. „Die Fluss- schleifen werden ausgeweitet, das Profil der Jagst wird viel breiter“, erklärt Reineke. Über 500 Meter zusätzliche Länge soll die Jagst auf ihrem Weg durch die Auen bekommen. Die Vegetation und die Diversität am Flusslauf werden sich erhöhen. „Wenn die Barben zurückkehren, weil sie sich wohlfühlen, dann folgen weitere Arten“, sagt Eva de Haas. Groppen, Wirbellose, Wasseramseln und Eisvögel sollen sich in und an der Jagst wieder niederlassen.
In diesem naturnahen östlichen Bereich der Jagst sollen die Besucher über einen Steg mit „respektvollem Abstand“ in die freie Natur eintauchen. So entsteht ein Erfahrungsraum, der Natur mit allen Sinnen wahrnehmbar werden lässt. Ein angrenzender Auenspielplatz macht in diesem Kontext inszenierte Naturmotive erlebbar. Weiter in Richtung Stadtstrand können sich die Besucher dann wieder freier dem Fluss nähern, dank neuer Ufergestaltung wird die Jagst zugänglich gemacht.
„Wichtig ist, dass wir Parknutzung und Ökologie im Zusammenhang denken.”
Tobias de Haёn
Die Bedürfnisse für Flora und Fauna und eben auch die Wünsche der Menschen sollen berücksichtigt werden. So soll auch der Biber eingebunden werden, künstliche Baue sollen ihm Platzangebote machen. Auch wenn zunächst Fällarbeiten und Erdbewegung starke Eingriffe seien, entstehe am Ende etwas Höherwertiges. Für das Planungsteam steht nun die Ausführungsplanung an, die festlegt, wie die bauliche Umsetzung erfolgt. „Wir schaffen Mehrwerte für alle – Mensch und Tier, Natur und Stadt“, ist Tobias de Haёn überzeugt.