Autogerechte Stadt? Glück gehabt!
Durch die in Gang kommende Massenmotorisierung während der Wirtschaftswunderjahre wurde es auf den Straßen in Ellwangen zunehmend enger. Die vorhandenen Verkehrswege waren dem modernen Kraftverkehr kaum noch gewachsen und innerorts oft durch bauliche Gegebenheiten eingeengt. Schon in den frühen 1960er Jahren befürchtete man in Ellwangen den Verkehrsinfarkt und gab einem Planungsbüro den Auftrag zur Erstellung einer perspektivischen Verkehrswegeplanung für die Ellwanger Kernstadt. Diese orientierte sich am damals topmodernen Ideal der „autogerechten Stadt“ und ordnete dem optimal fließenden Verkehr alles unter. Viele Gebäude hätten abgerissen werden müssen, und der Schöne Graben, Ellwangens historische Promenade entlang der südlichen Stadtmauer, wäre größtenteils einer Umgehungsstraße zum Opfer gefallen. Die erforderlichen Eingriffe in das historische Stadtbild waren jedoch so erheblich, dass eine Umsetzung nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurde. Sogar eine Bürgerinitiative formierte sich damals. 1976 wurden neue Planungen vorgelegt, die eine alternative Stadtumgehung im Süden zum Ziel hatten. Aus ihnen wurde die spätere „Südtangente“ mit teilweise unterirdischer Trassenführung entwickelt.
Einlass gegen Geld
Wer nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt Ellwangen wollte, der musste über Jahrhunderte hinweg für das Aufschließen der Stadttore eine Gebühr bezahlen. Die Torwächter übergaben abends die Torschlüssel dem Schultheißen zur Verwahrung und holten ihn mitunter mitten in der Nacht ab, wenn jemand Einlass verlangte. Was unter Umständen eine ganze Weile dauerte. Doch zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, als sich besonders viel zwielichtiges Gesindel im Land herumtrieb, konnte man nicht genügend auf der Hut sein.
Das Einlassgeld für Reisende – zwei Kreuzer für jede Person, ebenso für mitgeführte Pferde oder Kühe, deren vier für einen beladenen Karren und acht für einen Wagen, später sogar 12 für vierspännige Fuhrwerke – wurde bis ins Jahr 1837 erhoben. Ausgenommen waren Beamte und Offiziere in Diensten des Stiftskapitels sowie Herrschaften samt Bediensteter, die Geistlichkeit, Soldaten, Botengänger, die Gemeinderäte und deren Diener und auch alle Dorfschultheißen.
Das Klopferle vom Schloss Ellwangen
Die mündliche und auch schriftliche Überlieferung erzählt, dass es im Schloss Ellwangen seit Jahrhunderten immer wieder „rumoren“ soll. Die einstigen Gäste und Bewohner der fürstpröpstlichen und königlichen Residenz berichteten davon regelmäßig und unabhängig voneinander. Ob es sich um einen Kobold handelt, der die Klopfgeräusche in den weitläufigen Schlosszimmern abgibt oder um ein altes „Weiblein“, ist bis heute ungeklärt. Gegenwärtig beschert das Klopferle dem Schloss jedoch eine touristische Attraktion, in dem einige (junge) Besucher auf Entdeckungsreise nach ihm gehen …
Vielleicht aber handelt es sich hier auch nur um eine jener Geschichten, die ersonnen wurden, um ungebetene Besucher zu verschrecken.
Der Ellwanger Seifensieder
Ludwig Lock (1852-1922) soll 1880 die Brezellauge erfunden haben.
Die Fürstpropstei Ellwangen
musste 1741 einen Waffengang gegen die Grafschaft Oettingen-Oettingen abblasen: Die Musketen der Miliz waren uralt, reichten nur für jeden vierten Mann und außerdem sollen neun von zehn nicht funktioniert haben.
Die Ellwanger Mannschaft weigerte sich, so ins Feld zu ziehen.
In den 1960er Jahren
gab es zeitweise Überlegungen, die Promenade am Schönen Graben zur vierspurigen „Stadtautobahn“ auszubauen.
Ab 1720 wurde an den Stadttoren
ein Passiergeld von einem Kreuzer pro Person erhoben. Wer außerhalb der Stadtmauer wohnte und z. B. morgens zur Kirche wollte, musste Eintritt zahlen.
Beim traditionellen gemeinsamen Fastnachtsmahl des Gemeinderats
und einiger städtischer Funktionsträger ging es immer fröhlich zu. 1739 verkostete die etwa 20-köpfige Gesellschaft sage und schreibe 180 Liter Wein und verursachte der Stadtkasse einen heftigen „Deckel“. Der Fürstpropst war nicht erfreut
Johann Christoph II. von Freyberg und Eisenberg
war von 1573-1584 Fürstpropst und Herr von Ellwangen. Er soll einer der korpulentesten Menschen seiner Zeit gewesen sein. Angeblich wog der Landesherr fast sechs Zentner.
In vergangenen Zeiten
wurde in Ellwangen sogenannter Stuben- oder Scheuersand unterirdisch abgebaut. Viele der dabei entstandenen Gänge und Tunnel wurden niemals kartografiert und sind bis heute unbekannt. So mancher Ellwanger Bauherr hat darum beim Ausbaggern seiner Baugrube eine böse Überraschung erlebt…
Das Ellwanger Seenland
trägt seinen Namen nicht zu Unrecht. Mehr als 70 Gewässer sind auf dem Stadtgebiet zu finden.
Noch um 1960
gab es in Ellwangen (ohne eingemeindete Teilorte) sage und schreibe 78 Gaststätten – 38 innerhalb der Altstadt. Nach einem zeitgenössischen Bericht soll Ellwangen um 1900 nach München und Budapest die höchste Wirtshausdichte Europas gehabt haben. Auf 110 Einwohner (Frauen und Kinder inbegriffen) kam damals eine Wirtschaft.
Ein belgisches Tourismus-Magazin
wusste 1957 über Ellwangen zu berichten: „Beamtenstadt, daher ruhig und friedlich“. Ellwangen galt lange auch als die Stadt der drei „B“s: Bäcker, Betschwestern und Beamten.
Die erste industriell gefertigte Strumpfhose
der Welt wurde von der Firma E. Graf-Witwe in Ellwangen gefertigt. Andere Unternehmen hatten angesichts der bahnbrechenden Idee der schwäbischen Modezeichnerin Grete Knabe nur mit dem Kopf geschüttelt.