In seiner eigenen Stadt, da kennt man sich doch aus, oder? Aber hätten Sie gewusst, was Goethe seinerzeit über Ellwangen zu sagen wusste? Oder wem das Palais Adelmann in Wahrheit seine Pracht verdankt? Und wieso ist es in Ellwangen eigentlich immer so sauber? Wir haben uns auf einen kleinen Stadtrundgang begeben – und Antworten auf unsere Fragen bekommen.
Zuerst die Wahrzeichen
Der Marktplatz wird dominiert von der romanischen Basilika St. Vitus und der barocken evangelischen Stadtkirche. Als Besonderheit gilt die „ökumenische Tür“, die die beiden aneinander gebauten Kirchen verbindet. Sie stammt aus der Bauzeit der Stadtkirche, als beide Kirchen noch katholisch waren. Die Gründungserzählung Ellwangens besagt, dass die Brüder Hariolf und Erlolf um das Jahr 764 hier die Klostersiedlung Ellwangen gründeten.
Die Stadtgründer Hariolf und Erlolf
Der Überlieferung nach überzeugte Hariolf seinen Bruder Erlolf, damals Chorbischof von Langres, auf dem heutigen Stadtgebiet Ellwangens ein Kloster zu errichten. Dabei hatte Hariolf erst kurz zuvor allem Weltlichen entsagt. Die beiden schafften später zahlreiche Reliquien nach Ellwangen, darunter auch die der „Pferdeheiligen“ Speusippus, Eleusippus und Meleusippus, auf die der berühmte Kalte Markt in Ellwangen zurückgeht. Hariolf und Erlolf sind in der Basilika beigesetzt.
Zentrum mit Geschichte
Das unterhalb vom Markplatz gelegene Fuchseck, geprägt vom Stadtbrunnen des Bildhauers Rudolf Kurz, ist heute Zentrum der Fußgängerzone. Zahlreiche beliebte Ladengeschäfte Ellwangens sind hier oder in unmittelbarer Nähe zu finden. Auf die Geschichte der Stadt verweist nicht zuletzt die Adler Apotheke, früher als „Haus Zimmerle“ bekannt, mit ihrer prächtigen Fassadengestaltung.
Die Adler Apotheke
Der ehemalige Postgasthof beherbergte seinerzeit Berühmtheiten wie Mozart und Goethe. Eine Szene auf der reichhaltig bemalten Fassade erinnert daran. Der Dichterfürst allerdings hatte das Potenzial Ellwangens damals verkannt. Wenig schmeichelhaft schrieb er in sein Reisetagebuch: „Unten fließt ein Bach, sonst nicht erwähnenswert.“
Brauergasse
Von der Marienstraße geht es in die Brauergasse. Dort ist der Brauerbrunnen zu finden, der anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Rotochsen Brauerei entstand – heute die letzte noch verbliebene Brauerei in Ellwangen. Dabei war das Bierbrauen nebst Ausschank einst ein prägendes Merkmal der Stadt. Noch um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts hatte Ellwangen die höchste Wirtshausdichte Deutschlands.
Ein Stadtbild, schön und rein
Weiter geht es entlang der Hirtengasse, wo einstmals die Stadtmauer verlief. Hier bewies Mitte des 18. Jahrhunderts ein gewisser Stadtbauer Prahl viel Sinn für Schönes: Er ließ den Wehrgraben zuschütten und eine Lindenallee anpflanzen. Tierhaltung war untersagt, es sollte ein reiner Promenadenweg sein. Im Zuge des sich wandelnden Stadtbilds wurde die ursprüngliche Allee immer wieder durchbrochen und mit neu entstandenen Straßen verzweigt. Doch einige der Linden stehen heute noch.
Viele meinen, sie hätten noch nie eine so saubere Stadt gesehen.
Das sagt die Stadtführerin:
„Bei vielen meiner Führungen reagieren die Gäste erstaunt ob des gepflegten Stadtbilds von Ellwangen. Viele meinen, sie hätten noch nie eine so saubere Stadt gesehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein großes Plus! Neulich fragte mich eine Gruppe Stuttgarter, wer das denn alles putze. Da habe ich nur gesagt:
„Ha, mir sind halt fleißig!“
Irmgard Zeifang, Stadtführerin und gebürtige Ellwangerin
Wasser marsch!
Wie viele Straßen und Gassen im Stadtkern, verweist auch die Stadtfischergasse auf das Handwerk, das hier angesiedelt war. Den großen Stadtteich, in dem die Fische gewässert wurden, gibt es heute zwar nicht mehr, doch das Grundwasser, aus dem er gespeist wurde, sehr wohl! Das muss noch heute alle 14 Tage abgepumpt werden, damit der Untergrund nicht aufweicht. Wegen des Grundwasserproblems hieß die heutige Sulzgasse ursprünglich auch Sumpfgasse.
Ha, wo sollet mir dann na zoam schwätza?!
Bereits am ersten März 1899 bekam Ellwangen seine erste Wasserleitung. Ausgerechnet die Mägde und Hausfrauen, die bis dahin alles Wasser, das sie für die Hausarbeit brauchten, mühsam schleppen mussten, waren zunächst dagegen. Der Grund: Anders als die Männer durften Frauen damals noch nicht in die Wirtshäuser. Die Stadtbrunnen waren deshalb beliebt für ein bisschen Klatsch und Tratsch.
Dem Namen nach
Die Klopfergasse verweist nicht auf einen Berufszweig, sondern auf einen allseits beliebten Ellwanger Händler, der für seine ruhige und zuverlässige Art bekannt war. Stets trug er dieselbe Mütze und denselben Kittel. Beides hängt noch heute an dem Haken in seinem Geschäft, an dem er es nach getaner Arbeit ablegte. Die Adelmanngasse ist nach dem Adelsgeschlecht benannt, das seinerzeit das Palais Adelmann als ersten profanen Barockbau Ellwangens errichten ließ. Heute ist das beeindruckende Gebäude Kulturhaus der Stadt.
Das Palais Adelmann
Der profane Prachtbau verdankt seine opulente Ausstattung dem Repräsentationsbedürfnis Joseph Anselm Adelmanns, der als Jurist und Inhaber diverser hoher Ämter bei Hofe seinem Stand auf diese Weise Geltung verlieh. Verheiratet war Joseph Anselm mit Maria Johanna, einer geborenen Freiin v. Reischach und verwitweten Marquise del Puerto. Die Gobelins in der Beletage des Palais‘ sind Erbstücke von ihrem ersten Mann.
Von Lappen und Lumpen
Und über allem thront damals wie heute: das Schloss! Einst prunkvolle Residenz der Fürstpröpste und später der württembergischen Könige, beherbergt die weitläufige Anlage inmitten von Obstwiesen heute mehrere Landes- und Kreisbehörden sowie das Schlossmuseum. Weniger Prunk also, aber dem stand das Volk ja schon immer kritisch gegenüber. Residierte einst der König vor Ort, so schmückte sein Banner das Schloss. Die Ellwanger pflegten dazu zu sagen:
„Der Lappen hängt draußen, also sind die Lumpen drinnen!“