Im Gespräch mit dem Ellwanger Oberbürgermeister Michael Dambacher
Herr Dambacher, das diesjährige Motto von „Ellwangens beste Seiten“ ist „Ellwangen natürlich“. Mit dem Wort „natürlich“ verbindet man gleich mehrere Bedeutungen. In erster Linie das Wort „Natur“. Wieviel Natur steckt in der Stadt Ellwangen?
Ellwangen liegt inmitten einer wunderschönen malerischen Landschaft, umgeben von zahlreichen Bächen, Seen, Wäldern und Wiesen. Viele Tagestouristen, Wander-, Radfahr- und Campingbegeisterte haben die Naturschönheiten in und um Ellwangen kennen und schätzen gelernt und kommen regel- mäßig in die Ellwanger Kultur- und Seenlandschaft zum Erholen und Ausspannen.
Bereits 2014 haben die Verantwortlichen des Jugend- und Kulturzentrums mit der Herausgabe des Buches „Naturentdecker unterwegs – Streifzüge in und um Ellwangen“ mit entsprechenden Wandervorschlägen unsere Ellwanger Bürgerschaft auf die zahlreichen Naturschätze aufmerksam gemacht. Darauf aufbauend entwickeln wir im Zuge der Landesgartenschau 2026 unser Ellwangen zu einer „naturnahen Stadt“ weiter. Aktuell stecken wir intensiv in den Planungen zur Renaturierung der Jagst im künftigen Stadtpark am Schießwasen. Mit der Neuausrichtung unseres Campingplatzes „Natur & City Camping“ werden wir gemeinsam mit den Betreibern die Vorteile eines innenstadt- und zugleich naturnahen Campingplatzes erlebbar machen. Mit der Mischung aus Naturerlebnis und Innenstadtnähe wird Ellwangen in der Region ein Alleinstellungsmerkmal haben, von dem Naturliebhaber, Kunden, Gäste, Gastronomen und Einzelhandel gleichermaßen profitieren.
In der Natur gibt es keine Abfälle, der natürliche Lauf der Dinge ist ein Kreislauf – also ein stetes „Recycling“, womit wir bei der zweiten Bedeutung von „natürlich“, der „Nachhaltigkeit“ wären. Welche Möglichkeiten hat eine Stadt, in Kreisläufen zu denken und zu agieren?
Abgesehen von der klassischen kommunalen Abfallverwertung in der Kreislaufwirtschaft gibt es hier viele Handlungsfelder: So setzt sich Ellwangen mit der Umsetzung einer nachhaltigen Stadtentwicklung auseinander. Die Reaktivierung und Neustrukturierung brachliegender Flächen, wie z.B. das Konversionsareal im Süden Ellwangens oder innerörtliche Flurneuordnungen alter Hofstellen zur Schaffung neuer Bauplätze im Ortskernbereich unserer Teilorte, ermöglichen neue Nutzungen bei gleichzeitiger Reduktion des Flächenverbrauchs.
Es gehört zu unserem Selbstverständnis und unserer Willkommenskultur allen Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, fair, offen und freundschaftlich zu begegnen.
OBERBÜRGERMEISTER MICHAEL DAMBACHER
Bezogen auf die Stadtquartiere und unsere Innenstadt gilt es ebenso, die vorhandenen Ressourcen und Potenziale neu zu überdenken. Im Rahmen eines Bundesförderprogramms hat sich die Stadt Ellwangen mit dem Projektantrag „Stadt. Neu. Erleben“ erfolgreich beworben und wird hier versuchen, die Innenstadt multifunktionaler, erlebbarer und attraktiver zu gestalten. Darüber hinaus haben wir uns als Stadt auch das klimapolitische Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 klima- neutral zu sein. Dieses ehrgeizige Vorhaben wird uns nur mit einer nachhaltigen Infrastruktur in Form von gut ausgebautem ÖPNV-Netz, fahrrad- und fußgängerfreundlichen Verbindungen der Ortsteile mit der Kernstadt, einer stadtweiten klimaneutralen Energiekonzeption und dem Einsatz smarter, digitaler Systeme in allen Lebensbereichen gelingen.
Erste Ansätze einer nachhaltigen Lebensweise erleben wir im Einzelhandel, der z.B. mehr auf Unverpacktlösungen, faire Produkte, Secondhand oder recycelte ReCup-Becher-Lösungen bei Bäckereien setzt.
Statt „natürlich“ könnte man auch sagen „selbstverständlich“. Auf welche Frage würde Sie antworten: „Ellwangen selbstverständlich!“?
Ellwangen ist selbstverständlich „Fair Trade-Town“ und macht sich zusammen mit verschiedenen lokalen Akteuren unserer Kommune gemeinsam für den fairen Handel stark. Mit der 2017 erhaltenen und 2020 erneut verliehenen Auszeichnung setzen wir uns als Stadt für eine gerechtere Welt mit fairen Handelsbeziehungen gegenüber benachteiligten Handelspartnern ein. Es gehört zu unserem Selbstverständnis und unserer Willkommenskultur allen Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, fair, offen und freundschaftlich zu begegnen.