Der Ellwanger Marktplatz: Zentraler Ort des Stadtgeschehens

Der Ellwanger Marktplatz ist nicht nur der zentrale Platz der Stadt, sondern auch ihre Keimzelle. Im Jahr 764 entstand hier eine Benediktinerabtei, um die sich alsbald eine Klostersiedlung bildete. Von den ursprünglichen Gebäuden der Abtei ist heutzutage nichts mehr zu sehen, denn diese wurden noch während des Mittelalters bei Stadtbränden zerstört.

Westlicher Marktplatz mit Stiftskirche und der ehemaligen Jesuitenkirche um 1900. Wie kommt es, dass eine katholische und eine evangelische Kirche nicht nur aneinander gebaut, sondern im Inneren sogar mit einer Tür verbunden sind? Beide waren früher katholisch.

Heute dominieren im Norden die im Jahr 1233 geweihte, romanische Stiftsbasilika St. Vitus und gen Westen das ehemalige Jesuitenkollegium mit der barocken Jesuitenkirche (heute Landgericht bzw. evangelische Stadtkirche) das Ensemble. Mit der mönchischen Disziplin im Kloster ging es während des ausgehenden Mittelalters bedenklich bergab, so dass die Benediktinerabtei 1460 in ein weltliches Chorherrenstift mit einem adeligen Propst an der Spitze umgewandelt wurde. Es war die Geburtsstunde der Fürstpropstei Ellwangen.

Ansicht des Marktplatzes von Süden, vor 1830

Die Chorherren lebten nicht mehr gemeinsam unter einem Dach, sondern hatten eigene Wohnhäuser in der Stadt. Die repräsentativen Häuser, die den Marktplatz nach Süden hin abrunden, werden heute gemeinhin als „die Stiftsherrenhäuser“ bezeichnet. Tatsächlich ist diese Zuschreibung nur für einen Teil der Häuser richtig. Die meisten der Ellwanger Weltgeistlichen wohnten in der sogenannten Priestergasse unweit der Kirche, während die Häuser am Marktplatz mehrheitlich bürgerliche Behausungen waren – viele davon Wein- und Bierwirtschaften.

Der großzügig dimensionierte Marktplatz, der im Jahr 2015 nach dreijährigen Bauarbeiten und archäologischer Totalausgrabung wieder der Öffentlichkeit übergeben wurde, bot nicht immer den freien Blick über den Gesamtprospekt, wie ihn Besucher der Stadt heute genießen können.

Mitten auf dem Platz erhob sich die Magdalenenkapelle, deren Grundriss heute mit Kleinpflaster im Bodenbelag an-gedeutet wird. Zusammen mit einer Reihe von Krämerläden bildete sie die Einfassung des al- ten Friedhofs, der direkt an die Südfassade der Stiftskirche angrenzte und Anfang des 19. Jahrhunderts mitsamt der Kapelle und den Läden beseitigt wurde. Das Marktgeschehen spielte sich im Bereich des alten Rathauses ab, dem einzigen freistehenden Bau auf dem Marktplatz, an des- sen Stelle sich heute das markante barocke Landgerichtsgebäude aus dem Jahr 1750 befindet. Im Erdgeschoß des alten Rathauses befanden sich neben der Fruchtschranne auch die Fleischbänke und das „Brothaus“, wo die Bäcker und Metzger der Stadt ihre Ware feilboten. Wer in Ellwangen Brot und Fleisch kaufen wollte, musste dazu auf’s Rathaus.

Heute finden auf dem Marktplatz mittwochs und samstags Wochenmärkte statt, aber auch Großveranstaltungen wie die Seligsprechung Philipp Jeningens im vergangenen Jahr oder seit kurzem auch die traditionellen Ellwanger Heimattage. Der Marktplatz hat sich in den letzten zwei Jahrhunderten immer wieder verändert, doch er ist dabei stets der zentrale Ort des Stadtgeschehens geblieben.

 

Was interessiert Sie? Erkunden Sie die schönsten Seiten von Ellwangen.