Herr Dambacher, welche Rolle spielt für Sie die Tradition in Ellwangen?
Schon aufgrund der über 1250-jährigen Stadtgeschichte, der historischen Gebäude und vieler seit Generationen gepflegter Feste und Bräuche spielen Traditionen eine enorm wichtige Rolle in unserer Stadtgesellschaft – sie sind ein wichtiger Teil der Ellwanger „Identität“ und werden entsprechend gepflegt.
Egal aus welcher Richtung man auf Ellwangen zufährt, beeindruckt die einzigartige Silhouette der Stadt. Das wunderschöne Zentrum, die Wallfahrtskirche Schönenberg, das Schloss und die Museen sind wichtige Anziehungspunkte für Ellwanger und Gäste von außerhalb. Hier wird Stadtgeschichte sichtbar und erlebbar. Wer bei einer Themenstadtführung dabei ist, erfährt noch viel mehr Unterhaltsames über die „Kleinstadtperle“ mit ihren Eigenheiten und Traditionen.
Dazu gehören auch unsere Feste: Der Kalte Markt blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück und war einst ein Pferdemarkt, der sich zu einem der größten Vieh- und Warenmärkte in Süddeutschland entwickelte. Auch wenn heute keine Tiere mehr beim Kalten Markt gehandelt werden, kommen alljährlich viele tausende Besucher aus nah und fern nach Ellwangen. Als der Kalte Markt pandemiebedingt nicht stattfinden konnte, haben wir alle dieses Fest schmerzlich vermisst. Umso größer waren der Zuspruch und die Begeisterung beim Kalten Markt 2023.
Auch die Heimattage sind seit Generationen ein fester Bestandteil in unserem Veranstaltungskalender und Ausdruck gelebter und geliebter Tradition. Genauso wie „der Pennäler Schnitzelbank“ oder auch „Schwarze Schar“. Am Abend des Faschingssonntags ziehen die in schwarze Dominos gehüllten Männer mit Fackeln, Trommeln und Schellenbaum in die dunkle Innenstadt und tragen ihre Spottverse über prominente Ellwanger vor. Dieses Szenario ist etwas unheimlich und natürlich wird man auch als Oberbürgermeister in der Regel nicht verschont. Aber dieser Brauch, der nun schon seit über 170 Jahren besteht, ist ausgesprochen faszinierend und zieht alljährlich tausende Neugierige in die Innenstadt.
Diese Beispiele zeigen, wie wichtig „Traditionen“ in Ellwangen und für die Ellwanger sind. Sie machen einen Teil unserer Identität aus und prägen auch das städtische Profil.Siegilteszuerhalten.Dazu gehört es aber auch, immer wieder neue Akzente zu setzen – Tradition und Erneuerung schließen sich nicht aus. Um eine attraktive Stadt und wettbewerbsfähig zu sein, muss sich Ellwangen kontinuierlich weiterentwickeln, moderne und innovative Angebote machen. Dabei helfen auch unsere „traditionellen“ Stärken.
Wie lässt sich die kommunale Politik am Grat von Traditionen, Umbrüchen und Erneuerung gestalten, ohne den Bürgern das Gefühl zu geben, ihnen etwas wegzunehmen?
Dieser Prozess ist kommunaler Alltag. Wichtig ist, dass wir die Bürgerschaft über Veränderungen informieren, sie beteiligen, in die verschiedenen Prozesse einbinden und ihnen vor allem die Chancen aufzeigen, die durch Neues entstehen.
Viele Entwicklungen erfahren eine positive Resonanz. Dazu gehören beispielsweise neue Mobilitätsangebote, erweiterte Betreuungsangebote oder auch die Erweiterung von Wohn- und Gewerbeflächen.
Unser spannendstes Großvorhaben, das viele Veränderungen mit sich bringt, ist die Landesgartenschau 2026. Hier haben wir die Bürgerschaft von Beginn an beteiligt. Wichtig für die Akzeptanz auch in Zeiten eventueller Einschränkungen ist es, die guten Perspektiven, die die Landesgartenschau mit sich bringt, deutlich zu machen: Ein neuer Stadtpark direkt am Rande der Stadt mit Freizeitmöglichkeiten, hoher Aufenthaltsqualität, modernem Jugendzentrum entsteht in erster Linie für die Ellwanger. Auch in der Innenstadt wird sich Einiges tun, was sie noch attraktiver macht.Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Informations- und Partizipationsangebote annehmen und wir miteinander im Gespräch bleiben. Letztlich geht es uns allen doch um positive Veränderungen, die Ellwangen voranbringen und die Stadt als Arbeits-, Wohn- und Lebensraum noch besser machen.